Studienfahrt mit biologischem Schwerpunkt
Lettland

Dienstag den 23.09.2008 bis Freitag den 03.10.2008



  Der Einsatzort: Lettland, aus Hamel 2007, S.58. Lettland Das Team am Ostseestrand, Bildquelle: Team Lettland 2008. Das Team



Einleitung

Am Gymnasium Oberursel machen alle 13. Klassen im letzten Schuljahr kurz vor den Herbstferien eine Abschlussfahrt. Die meisten Studienfahrten führen nach Spanien, Italien oder Malta, um die letzten Sonnenstrahlen vor dem Winter einzufangen. Unser Biologiekurs entschied sich hingegen nach gemeinsamen überlegungen für das außergewöhnliche Reiseziel Lettland. Unserem Tutor war ein biologischer Schwerpunkt wichtig, uns Schüler interessierte ein Land, in dem noch niemand von uns war.
   Gauja bei Sietiniezis, Bildquelle: Team Lettland 2008. Gauja

Lettland erfüllt beide Kriterien; es ist ein Land, in dem die Chance auf einen effektiven Naturschutz aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte noch gegeben ist. Außerdem bietet es zahlreiche interessante und schöne Orte, die noch niemand von uns besucht hat. Ein wichtiges Ziel unserer Fahrt war zusätzlich die Auseinandersetzung mit dem Thema Naturschutz. Hierzu haben wir uns im Themengebiet ökologie im Unterricht mit Großschutzgebieten mit Schwerpunkt auf deutschen Nationalparks und Biosphärenreservaten im Vergleich zu lettischen Großschutzgebieten auseinander gesetzt.
Weitere Ziele waren einen Einblick in die Organisation der Naturschutzverwaltung und deren Kooperation mit der Bevölkerung zu gewinnen, ein Vergleich zu der in Deutschland bestehenden Problematik bei der Ausweisung und Erweiterung von Großschutzgebieten, ein besseres Verständnis gegenüber Planungsprozessen, eine soziologische und ökologische Untersuchung des Gauja Nationalparks und dem Biosphärenreservat Nord Vidzeme, sowie die Möglichkeit sich ein eigenständiges Bild über die Naturschutzbemühungen in einem anderen Staat zu machen.
     Amata bei den Zvartes Felsen, Bildquelle: Team Lettland 2008. Gauja

Bereits im Vorfeld haben wir uns intensiv mit dem Reiseziel auseinander gesetzt. Die komplette Planung der Fahrt lag in unseren Händen. Wir haben Reiseführer studiert, uns Unterkünfte und interessante Ausflugsziele ausgesucht. Des Weiteren war uns eine individuelle direkte Vor- Ort- Erfahrung wichtig. Hierzu hatten wir über Internet Kontakt zu Vlada, einer Schülerin aus Riga, aufgenommen. Das vorgesehene Treffen konnte aufgrund von Krankheit leider nicht stattfinden. Stattdessen haben wir eine deutsche Studentin getroffen, welche ein Auslandspraktikum an Vladas Schule absolviert hat. Außerdem haben wir zu einer Schule in Valmiera Kontakt aufgenommen, wodurch wir die Möglichkeit hatten zwei Tage mit lettischen Schülern zu verbringen.
Vor der Fahrt hatten wir eine hohe Erwartung an die unberührte Natur, Landschaft, sowie Fauna und Flora. Durch Austausch mit (älteren) Bekannten, die Lettland bereits bereist haben, haben wir erfahren, dass die lettische Landesbevölkerung sehr freundlich sei und gute Deutsch- und Englischkenntnisse habe, sowie die Lebenshaltungskosten sehr niedrig seien.

Eine weitere Vermutung war, dass der Naturschutz in Lettland zur Tourismusförderung dient und bei der Bevölkerung einen höheren Stellenwert hat als im dicht besiedelten Deutschland, wo Naturschutz oft als Bedrohung und Einschränkung der wirtschaftlichen Möglichkeiten wahrgenommen wird.


$$ EINIGE KENNDATEN ZU LETTLAND



Themenübersicht

Programm Homepage
Unterkünfte Homepage
Lettische Bevölkerung Homepage
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Homepage
Schule in Lettland Homepage
Präsentation von den lettischen Schülerinnen aus Valmiera Präsentation der lettischen Schülerinnen
Riga Homepage
Wirtschaft Homepage
Infrastruktur Homepage
Naturraum Homepage
Lettische Großschutzgebiete Homepage
Touristische Erschließung des Nationalparks Homepage
Visitor Centers im Nationalpark Homepage
Corparate Identity Homepage
Besucherlenkung Homepage
Soziologische und naturschutzbiologische Erkenntnisse zu lettischen Nationalparks Homepage
Förderung Homepage
Schlußbetrachtung Homepage
Quellen Homepage





Programmübersicht

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1. Tag Dienstag
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Hinreise, Baron's Hostel in Riga, eigenständige Stadterkundung
2. Tag Mittwoch
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Cafe Al Cappucino, Zugfahrt zum Strandbad Jurmala, Hafen, Naturpark Ragakapas dabas, Dünenvegetation, Ostseestrand, Wanderung durch Villenviertel, Fußgängerzone und Promenade in Jurmala, Rückfahrt mit Zug, geschlossener Zentralmarkt
3. Tag Donnerstag
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Geöffneter Zentralmarkt in Riga, Stadtrundfahrt im äußeren Riga mit Bus, Olympia-Zentrum, Okkupationsmuseum Treffen mit Schulpraktikantin aus lettischer Schule, Erfahrungsaustausch im Cafe Amelie, Typisch lettisches Abendessen im Lido Restaurant, Skylinebar des Hotels Reval Hotels Latvia
4. Tag Freitag
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Besorgungen im Neustadtviertel, Transfer in den Nationalpark, Besuch des National Park Visitor Centers in Sigulda, Fahrt durch abgelegene Straßen des NP, Ankunft in Liepa an der Unterkunft, Einkauf in Valmiera, Spaziergang rund um die Unterkunft
5. Tag Samstag
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Fahrt nach Estland, Schlosspark von Sangaste, Baltische Moränenlandschaft, Otepää - Stadtrundgang, Heiligensee mit Naturlehrpfad, Bachmorphologie und Seeverlandung, Deutscher Soldatenfriedhof in Valka, Nordvizieme Biospährenreservat


6. Tag Sonntag
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Zvartes Felsen, Hexenwiese und Waldmutterpfad, Day of Mushrooms in Ligatne, Papierfabrik an der Gauja, Holzfloß als Fähre über Gauja NP-Büro Priedes, Felsen Ergelu klintes, Wanderung über Lenci zur Flussverzweigung
7. Tag Montag
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Treffen mit Lettischen Schülerinnen, Wildtierpark Ligatne, Gemeinsames Essen in Lejas Ozoli, Felsen Sietiniezis + Märchenwald
8. Tag Dienstag
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Besuch des Pargaujas Gymnasium, Präsentationen + Unterrichtsbesuch, Stadtrundgang in Valmiera
9. Tag Mittwoch
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Besuch der Gutmanns Höhle im Nationalpark, Wanderung Schloss Krimulda, Seilbahn zum Neuen Schloss Sigulda, Wanderung durch Nationalpark, Flussmorphologie und Biber, Museumsreservat von Turaida
10. Tag Donnerstag
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Stadrundgang Cesis, Bunter lettisch-deutscher Abend

11. Tag Freitag
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Rückreise





1. Tag Dienstag der 23.09.2008
Anreise und Stadtrundgang in Riga
Um sieben Uhr morgens ging unsere Reise von Oberursel aus nach Lettland los. Aufgeregt und voller Erwartungen fuhren wir mit S-Bahn und ICE zum Flughafen Köln/Bonn und starteten von dort aus nach Riga. Dort angekommen, marschierten wir zum Baron's Hostel und konnten nach 110 Treppenstufen endlich unser Zimmer beziehen. Nach einer kleinen Pause starteten wir unseren Stadtrundgang durch Riga. Ausgeruht und glücklich endlich angekommen zu sein, erkundeten wir zu Fuß die schöne Altstadt mit vielen ihrer Sehenswürdigkeiten. Beeindruckt davon, dass alles so nah beieinander liegt, fiel es uns gar nicht schwer uns mehrere Stunden vor dem Abendessen dort noch aufzuhalten und durch kleine Gassen zu spazieren. Abends fielen wir jedoch völlig erschöpft in unsere Betten.

2. Tag Mittwoch der 24.09.2008
Jurmala und Naturpark Ragakapa dabas
   Moosbeeren am Waldboden, Bildquelle: Team Lettland 2008. Moosbeeren
   Dünen + Kiefer bestanden, Bildquelle: Team Lettland 2008. Kiefern
   Strandvegetation, Bildquelle: Team Lettland 2008. Strandvegetation
   Strand an der Ostsee, Bildquelle: Team Lettland 2008. Strand
Von unserem zentral gelegenen Hostel in Riga sind wir morgens gestartet, um zu dem Tourismusbüro zu laufen, damit wir uns dort über eine Stadtrundfahrt für den nächsten Tag erkundigen konnten. Anschließend ging es weiter zum Bahnhof, der von außen kaum erkennbar ist, um von dort aus nach Jurmala, ein rund 20 km entfernt gelegenes Strandbad, zu fahren. Jurmala ist ein berühmter Strandort Lettlands mit etwa 55600 Einwohnern. Die Fahrt verbrachten wir in einem älteren Zug. Für unsere Verhältnisse war die Fahrt sehr holprig. Des Weiteren ist uns aufgefallen, dass während der gesamten Fahrt weder Durchsagen noch Anzeigen über den aktuellen Haltepunkt informierten, so dass die Fahrt für uns schwer zu verfolgen war. Am Hafen angekommen, sind wir kurz spazieren gegangen und haben mit den Hafenmitarbeitern ein kurzes Gespräch auf Englisch geführt. Dann sind wir den Naturlehrpfad im "Ragakapa Nature Park" entlang gewandert, der uns zur Ostsee führte. Während der Wanderung haben wir einiges gesehen, unter anderem viele Wegweiser, aber auch Informationstafeln und interessante Pilze, wie Fliegenpilze. Zudem konnten wir anhand von Indikatoren den Boden näher bestimmen. Beispielsweise haben wir verhäuft Moosbeeren entdeckt, was auf ein saures Milieu folgen lässt, aber auch viele Kiefern, die Anzeiger für Trockenheit sind, waren zu erkennen.
   Globus in Jurmala, Bildquelle: Team Lettland 2008. Globus
   Naturpark Ragakapas dabas, Bildquelle: Team Lettland 2008. Ragakapas dabas
Als wir schließlich an der Ostsee ankamen, nachdem wir die recht niedrigen Dünen überquert hatten, waren wir alle erfreut das Meer zu sehen. überrascht waren wir von der Breite des Strandes und dass trotz des sonnigen Wetters außer uns kaum Menschen zu sehen waren. Weiterhin ist uns aufgefallen, dass der Wind recht ruhig war für Ostseeverhältnisse und die Wellen dementsprechend niedrig. Der feine Ostseestrand war weitgehend vegetationslos, bis auf einige Horste von dem Strandhafer. Ein langer Strandspaziergang hat uns schließlich ins Zentrum der Stadt geführt. In der Fußgängerzone haben wir den Jurmala Globe, eine große kupferfarbene Weltkugel (siehe Bild 2), betrachtet. Von dort aus sind wir zum Bahnhof gelaufen um unseren Rückweg nach Riga anzutreten. Zurück in Riga sind wir über den Zentralmarkt, der größte des Baltikums, gelaufen, welcher sich ganz in der Nähe des Bahnhofes befindet. Allerdings sind wir an diesem Tag nicht in die großen Hallen gegangen, sondern haben uns auf den Außenbereich, wo viele Lebensmittel, aber auch Kleidung verkauft werden, konzentriert.

3. Tag Donnerstag der 25.09.2008
Riga, Okkupationsmuseum und Treffen mit Schulpraktikantin
   Flusspromenade in Riga, Bildquelle: Team Lettland 2008. Flusspromenade
   Zentralmarkt, Bildquelle: Team Lettland 2008. Zentralmarkt
   Fassade in Riga, Bildquelle: Team Lettland 2008. Fassade
An diesem Morgen machten wir uns auf den Weg zum Reval Hotel Latvija, das wir schon bei unserer Ankunft gesehen hatten. Vom obersten Stock und dem gläsernen Aufzug hatte man einen wunderschönen, weiten Blick über die ganze Stadt. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Zentralmarkt, den wir ja tags zuvor nur von außen gesehen hatten. Heute wollten wir die verschiedenen Hallen erkunden, in denen es Fleisch, Käse, Fisch, Obst und Süßes zu kaufen gab, was wir natürlich auch alles probierten, besonders die lettischen Spezialitäten, z.B. eine nougatähnliche Süßigkeit aus Erdnuss oder die berühmten Laima-Pralinen. Dann fuhren wir mit einem Bus auf Erkundungstour durch die verschiedenen Viertel Rigas, besonders beeindruckt haben uns dabei die Jugendstilbauten der Neustadt. Am Olympia-Zentrum stiegen wir aus und erkundeten die imposante Sportstätte. Danach kehrten wir zum Rathausplatz zurück, wo wir das Okkupationsmuseum besuchten. Hier konnte man viel über die wechselhafte Geschichte Lettlands erfahren. Gegen Nachmittag trafen wir uns mit Julia, einer deutschen Studentin, die ein Praktikum an einer lettischen Schule absolvierte. Sie gab uns spannende Einblicke in den Schulalltag dort, der sich in vielen Punkten von unserem unterscheidet. Zum Abschied gab sie uns den Tipp, typisch lettisches Essen im Restaurant "Lido" zu probieren, was wir noch an diesem Abend taten. Wir probierten uns durch ein Büffet und stellten fest, dass sich die lettischen Spezialitäten nur zum Teil von dem unterschieden, was wir "typisch deutsch" nennen. Zum Abschluss kehrten wir in das Reval Hotel Latvija zurück, wo sich im obersten Stockwerk die "Skylinebar" befindet, von der man das nächtliche Riga überblicken konnte. Hier schlossen wir den Riga-Aufenthalt mit einer Reflexion ab.

4. Tag Freitag der 26.09.2008
Transfer Riga-Valmiera und Hauptvisitor Center des Nationalparks
   Wald am Wegesrand, Bildquelle: Team Lettland 2008. Wald am Wegesrand
   Fahrt durch den National Park, Bildquelle: Team Lettland 2008. Fahrt durch den NP
Nach dem Frühstück im Hostel machten wir letzte Besorgungen im Neustadtviertel in Riga. Gegen 12 Uhr holte der Fahrer uns mit dem gemieteten Kleinbus am Hostel ab und die Fahrt nach Valmiera begann. Unterwegs hielten wir in Sigulda am Nationalpark Visitor Center, welches jedoch sehr enttäuschend war. Die Straßenverhältnisse im Nationalpark waren unterschiedlich, teilweise fuhren wir über gut ausgebaute Straßen, teilweise über Schotterpisten. Nach circa zwei Stunden erreichten wir unsere Unterkunft Lejas Ozoli. Nach dem Auspacken des Gepäcks aus dem Kleinbus kauften wir in Valmiera ein und erkundeten anschließend noch zu Fuß die Umgebung. Dort entdeckten wir zwei Rehe und Gallwespen.

5. Tag Samstag der 27.09.2008
Otepää (Estland), dt. Soldatenfriedhof und Biosphärenreservat Northern Vidzeme
   Wanderung am Heiligensee, Estland, Bildquelle: Team Lettland 2008. Heiligensee, Estland
   Heiligensee, Estland, Bildquelle: Team Lettland 2008. Heiligensee, Estland

Nachdem wir uns bei einem leckeren Frühstück gestärkt hatten, ging es auf die Fahrt nach Otepää, Estland. Auf dem Weg zur Stadt, die auf Deutsch den Namen "Kopf des Bärens" trägt, haben wir am Schloss Sangaste gehalten und uns den zugehörigen Schlosspark angeschaut. Das Schloss selbst konnten wir aufgrund einer Privatfeier leider nicht besichtigen. Im Wintersportort Otepää haben wir die Marienkirche, sowie die dortige Biathlonanlage bewundert. Am Heiligensee haben wir einen kurzen Rundgang durch den dortigen Naturpark begonnen, sowie die wunderschöne Aussicht von einem Aussichtsturm aus genossen. Zudem haben wir uns mit dem Thema "Bachmorphologie" anhand des dort fließenden Baches beschäftigt. Auf dem Rückweg haben wir die Grenzstadt Valka und einen deutschen Soldatenfriedhof besucht und sind durch das Biosphärenreservat Nord Vidzeme gefahren.

   Denkmal in Otepää, Estland, Bildquelle: Team Lettland 2008. Denkmal in Otepää, Estland
   Schloss Sangaste, Estland, Bildquelle: Team Lettland 2008. Schloss Sangaste, Estland
















6. Tag Sonntag der 28.09.2008
Gauja-Nationalpark - Hexenwiese - Waldmutterpfad - Adlerfelsen - NP-Büro Priedes
Ergelu klintis - Adlerfelsen, Bildquelle: Quelle. Ergelu klintes
Ergelu klintis - Adlerfelsen, Bildquelle: Quelle. Zvartesiezis
Wir starteten morgens unsere erste richtige Exkursion in den Gauja Nationalpark. Da man die schönsten Ecken nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann, waren wir über unseren gemieteten Kleinbus erneut sehr glücklich. Unser Fahrer brachte uns zum Naturpark Zvartes Felsen. Nach einem kurzen Abstecher in das Besucherzentrum und dem Kauf von Eintrittskarten machten wir uns trotz Nieselregens auf, den Hexen- und Waldmutterpfad zu wandern. Der kurze Weg führte uns vorbei an einem schönen Aussichtspunkt über den Fluss Amata, einem Nebenfluss der Gauja, an Sandsteinfelsen vorbei und über eine Hängebrücke. Unterwegs hatten wir die Möglichkeit Einheimische zu interviewen um etwas über deren Verhältnis zum Nationalpark zu erfahren, bis der Weg auf der Hexenwiese endete. Dort trifft man auf Exponate, die nähere Informationen über die Zvartes Hexen, Wiesenpflanzen und Naturerscheinungen liefern, jedoch nur auf Lettisch.
Zvartesfelsen, Bildquelle: Quelle. Zvartesiezis
Lenci - Bootsübernachtungsplatz, Bildquelle: Quelle. Lenci
Weiterhin besuchten wir in Ligatne den Day of Mushrooms. Dort entdeckten wir viele verschieden Pilze, die wir anhand unseres Pilzbuches bestimmen konnten. Unsere Beute nahmen wir mit nach Hause und aßen die angebratenen Pilze zu Abend.
Hexenwiese, Bildquelle: Quelle. Hexenwiese
Auf dem weiteren Weg sahen wir mitten im Nationalpark eine Papierfabrik und überquerten später per Holzfloß samt Auto die Gauja, um unseren Weg auf der Suche nach Stromschnellen der Gauja fortsetzen zu können. Unterwegs im Nationalpark trafen wir auf ein zwar ausgeschildertes Nationalparkhaus in Priedes, das jedoch nicht genutzt, sondern nur von einem interessanten Gesprächspartner "bewacht" wird.
Wir besichtigten die Adlerfelsen "Ergelu klintes" und wanderten über viele Treppen am Ufer der Gauja entlang. Eine Pause legten wir auf einer Sandbank ein, bis wir weiter zur Flussverzweigung der Gauja liefen. Stromschnellen fanden wir jedoch nicht mehr. Müde begaben wir uns auf die Rückfahrt zu unserer Unterkunft.

7. Tag Montag der 29.09.2008
Treffen mit lettischen Schülerinnen, Gauja-Nationalpark - Ligatne Wildtierpark + Sietiniezis
   Wöchentl. Schwimmunterricht für alle, Bildquelle: Team Lettland 2008. Schwimmbad
Voller Spannung auf die lettischen Schüler machten wir uns pünktlich um 8.45 Uhr auf den Weg zum Pargaujas-Gymnasium in Valmiera. Im Eingangsbereich der Schule wurden wir von einer der vier Deutschlehrerinnen, Frau Olita, empfangen. Mit dabei war Kristine Kotova, eine Schülerin der 12. Klasse, die im letzten Sommer sechs Wochen in Gütersloh (Nordrhein-Westfalen) in einer Gastfamilie verbrachte und dort auch die Schule besuchte.
Frau Olita führte uns zu dem Informationsraum der Schule. An einem Tisch, gedeckt mit Kaffee/Tee und Keksen nahmen wir schließlich alle Platz. Zuerst erläuterte Frau Olita uns den weiteren Tagesablauf und erzählte uns dann in ihrem nahezu perfekten Deutsch einiges über das Pargaujas-Gymnasium und das Schulsystem ganz Lettlands. Im Laufe des Gespräches kam Lehrerin Vita hinzu, mit der wir bereits per E-Mail Kontakt aufgenommen hatten und schloss sich dem Gespräch an. Später schaute auch die Direktorin vorbei, die jedoch kein Deutsch sprach, sodass die beiden anderen Lehrerinnen dolmetschen mussten. Nach dem Gespräch stand eine kurze Führung, unter der Leitung von Kristine, durch die Schule auf dem Programm. Unter anderem zeigte sie uns die Bibliothek und das Schwimmbad der Schule und beantwortete alle unserer Fragen. Nach der Führung trafen wir uns mit Frau Vita und weiteren fünf Schülerinnen und fuhren, nach einer kurzen gegenseitigen Vorstellung, nach Ligatne mit dem Schulbus des Gymnasiums.
   
Schülerinnen im Wildtierpark, Bildquelle: Team Lettland 2008. Ligatne Wildtierpark
Bereits auf der Autofahrt nahmen wir Kontakt zu den lettischen Schülerinnen auf und konnten interessante Gespräche führen, da alle Schülerinnen recht gut deutsch sprechen und verstehen. Angekommen im Waldtierpark Ligatne wanderten wir den Naturpfad. Dieser führt an Tiergehegen entlang, in denen Waldtiere "wie in der freien Natur" leben. So wurde der Park beschrieben, jedoch stellten wir fest, dass viele Gehege denen eines Zoos glichen und die Tiere daher nicht wie ihre freien Artgenossen leben können.
Während der Wanderung hatten wir Zeit mit den lettischen Schülerinnen Gespräche über die Schule aber auch über Privates zu führen. Manche der Schülerinnen waren kommunikativer als andere, allerdings könnte dies auch an den unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeiten gelegen haben. Denn uns ist aufgefallen, dass manche Schülerinnen oft, wenn sie nicht weiter wussten, ihre Sätze einfach abbrachen. Wir fragten die Schülerinnen nach ihrem Verhältnis zum Nationalpark.
 Gravuren im Sandstein am Prallhang,
 Bildquelle: Team Lettland 2008. Sietiniezis
Aus den Antworten schlossen wir, dass für einige Natur gleich Tieren entspricht. Was wohl auch ein Grund für die Wahl des Ausflugsorts gewesen ist. Nach der Wanderung waren alle sehr hungrig, so dass wir entschlossen die lettischen Schüler zu einem Picknick in unser Ferienhaus einzuladen. Im Haus saßen wir gemeinsam an dem großen Tisch und teilten das Essen, welches sowohl von uns, als auch von den Letten mitgebracht wurde. Dadurch erhielten wir einen Einblick in die lettische Esskultur, die der deutschen ähnelt. Nach dem Essen übergaben wir den Letten unsere Mitbringsel, über die sie sich sehr freuten, besonders über die bekannten deutschen Süßigkeiten. Auch die Letten hatten Süßigkeiten für uns besorgt, die wir am Abend alle probierten.

Nach einiger Zeit verabschiedeten wir uns von den lettischen Schülerinnen und der Lehrerin um dann weiter zum Felsen Sietiniezis zu fahren. Damit wir den Felsen sehen konnten, mussten wir erst einige Zeit durch den Wald bzw. an der Gauja entlang wandern. Die Gauja beeindruckte uns an diesem Tag erneut aufgrund ihrer Breite und Schönheit. Als wir an den Felsen ankamen, waren wir alle empört über die Behandlung des Nationalparks von den Besuchern, da kaum eine Stelle des Felsens frei von Eingravierungen war. Die Felsen an sich gefielen uns jedoch sehr gut und wir stiegen die Treppen an ihnen empor. Auf dem Rückweg durch den Wald mussten wir uns beeilen, da es bereits später war und wir vor der Dämmerung zu Hause sein wollten, schließlich hatten wir vor noch Schopftintlinge aus dem Garten unserer Unterkunft für das Abendessen zu pflücken.





8. Tag Dienstag der 30.09.2008
Pargaujas Gymnasium, Stadtrundgang in Valmiera,
   Chemiesaal, Bildquelle: Team Lettland 2008. Chemiesaal
   Schulhof, Bildquelle: Team Lettland 2008. Schulhof
Um acht Uhr trafen wir die lettischen Schülerinnen in ihrer Schule, dem Pargaujas-Gymnasium, wieder. Gemeinsam mit anderen Deutschkursen hatten sie Präsentationen über Lettland und das lettische Schulsystem für uns vorbereitet, die wir im Wechsel mit den von uns vorbereiteten Präsentationen über Deutschland und das deutsche Schulsystem hörten. Im Anschluss zeigte uns eine der Lehrerinnen das Schulmuseum. Besonders diese Räumlichkeit beeindruckte uns sehr, denn das Museum war unter dem Dach im ehemaligen Schießübungsraum untergebracht. Außerdem unterhielten wir uns aus aktuellem Anlass mit Lehrerinnen und Schülerinnen über den Kaukasuskonflikt und Lettlands Einstellung gegenüber der NATO und Russland. Gemeinsam mit den Schülerinnen gingen wir dann in die Mensa der Schule, um uns noch ein wenig mit ihnen zu unterhalten, um sie dann anschließend in den Unterricht zu begleiten. Im Deutsch-, Lettisch- und besonders im Englischunterricht konnten wir viele Unterschiede zu unserem Unterricht feststellen. Nach der Schule zeigten uns die Schülerinnen ihre Heimatstadt Valmiera. Neben den Sehenswürdigkeiten, wie der lutherischen Kirche und der Burgruine, lernten wir so auch die Plätze kennen, an denen die Schülerinnen ihre Freizeit verbringen, z.B. das Einkaufszentrum Valetta oder die Promenade im Stadtpark.

   Deutschstunde, Bildquelle: Team Lettland 2008. Deutschstunde
   Valmiera Rundgang, Bildquelle: Team Lettland 2008. Valmiera Rundgang


















9. Tag Mittwoch der 01.10.2008
Gauja-Nationalpark Gutmannshöhle - Biberpfad - Sigulda - Turaida
 Die größte Höhle Lettlands, Bildquelle: Team Lettland 2008. Gutman Cave

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Sigulda. Dort besichtigten wir zuerst die größte Höhle Lettlands, die Gutmannshöhle. Diese war anders als erwartet sehr klein, etwa so groß wie ein Klassenzimmer. Zu dieser Höhle lasen wir in einem Reiseführer eine Sage, die von dem Mord an Maya, Bewohnerin der Burg von Turaida, berichtet, der in dieser Höhle geschah. Bei Nieselregen, Kälte und Wind stiegen wir viele Treppen den Berg neben der Höhle hoch, da uns dort ein Aussichtspunkt angekündigt wurde. Als wir dort ankamen, waren wir jedoch enttäuscht, denn von dem besagten Aussichtspunkt schauten wir direkt auf eine Schnellstraße, die mitten durch den Nationalpark verläuft. Von diesem Punkt stiegen wir die Treppen wieder herunter und kurz darauf kletterten wir den nächsten Berg wieder hoch zum Schloss Krimulda.
 
Seilbahn von Krimulda nach Sigulda,

 Bildquelle: Team Lettland 2008. Seilbahn
Das Schloss Krimulda blieb unter allen Erwartungen, es war alt, heruntergekommen und die ganze Schlossumgebung wirkte verlassen und trist. Besichtigen konnte man das Schloss auch nicht, da es heute ein Rehabilitationszentrum ist. Von dem Schloss aus machten wir uns auf den Weg zur Gondel, die uns über das Tal zum Neuen Schloss von Sigulda brachte.
 
Biberspuren,

 Bildquelle: Team Lettland 2008. Biberspuren
Dort angekommen, wärmten wir uns mit einer Suppe und Tee auf, bevor wir dann den Rundgang fortsetzten und schließlich zum Auto zurückkehrten. Auf dem Weg entdeckten wir ein Flussdelta und einen von einem Biber gefällten Baum, deutlich zu erkennen an dem sanduhrförmigen Baumstumpf. Vom Parkplatz aus fuhren wir dann zur nahegelegenen Burg von Turaida. Dort schauten wir uns das Museum und die Burg, sowie das Grab der in der Gutmannshöhle ermordeten Maya an. Danach stiegen wir noch auf den (Burg-)Bergfried von Turaida, von dem aus wir einen atemberaubenden Blick auf den Nationalpark hatten.
Anschließend fuhren wir zurück zu unserer Unterkunft in Liepa.
 
Schloss Krimulda,

 Bildquelle: Team Lettland 2008. Schloss Krimulda
 
Festung Turaida,

 Bildquelle: Team Lettland 2008. Festung Turaida

















10. Tag Donnerstag der 02.10.2008
Stadrundgang Cesis, Bunter lettisch-deutscher Abend
Da dies unser letzter Tag war und einige Zeit zum Packen gebraucht wurde, haben wir lediglich einen kurzen Ausflug in das nahe gelegene Cesis gemacht.
 
Cesis Stadtpark,
 Bildquelle: Team Lettland 2008. Stadtpark
Dort haben wir einen Rundgang durch das Städtchen gemacht und dabei das neue Schloss, den Schlosspark mit der Ordensruine, die Haupteinkaufsstraße und das Freiheitsdenkmal angeschaut.
In einem Park haben wir außerdem eine russisch-orthodoxe Kirche entdeckt, die erst kürzlich renoviert wurde, dabei jedoch der hintere Teil der Fassade ausgespart wurde, was wir in Riga ebenfalls des öfteren beobachtet hatten.
Außerdem sind uns weitere Restaurierungsprojekte aufgefallen, ein Beispiel dafür ist der Rathausplatz, den wir nur als Baustelle wahrnehmen konnten.

Am Abend haben wir uns erneut mit einigen lettischen Jugendlichen des Pargaujas-Gymnasiums getroffen, die wir zuvor bei unserem Schulbesuch kennen gelernt hatten.
Nach einem warming up im angesagtesten Bistro des Ortes ging es mit den Lettinnen zum Sklubs. Um eine Disko nach 11 Uhr nachts zu besuchen muss man in Lettland min. 18 Jahre alt sein, daher waren auch nicht alle aus der Lettischen Gruppe dabei.
Die Disko war ein Erlebnis: Auch Letten haben Spaß auf der Tanzfläche!!!



11. Tag Freitag der 03.10.2008 (Tag der Deutschen Einheit)
Rückfahrt
 Lettland im Herbst 2008, Bildquelle: Team Lettland 2008. Abschied
Wie immer: hektisches Aufräumen, Besenreinheit herstellen, mehrfache Kontrolle der Zimmer (besonders unter den Betten), Blick auf die Uhr, alles in den Kleinbus, losfahren, loslassen, den eigenen Gedanken nachhängen, Traurigkeit, Lettland hinter sich lassen, Lettland mitnehmen, viel zu schnell am Flughafen, Müdigkeit im Flugzeug, Warten in Köln-Bonn, Zugfahrt, Rennen zur S5, Back in Orschel, Geschafft.



Unterkünfte

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Baron's Hostel, Riga
 Baron's Hostel, Topfloor Riga
 Bildquelle: Team Lettland 2008. Baron's Hostel


In Riga haben wir im preiswerten Baron's Hostel nahe der Altstadt gewohnt.
Leider muss man erst 110 Treppenstufen bezwingen, bis man die Räumlichkeiten betreten kann. Dafür erwartet einen dann eine wohnliche Atmosphäre und eine nette Hostelmutter, die täglich für Sauberkeit und Harmonie sorgt.

Die Zimmer waren geräumig und hell, jedoch waren die Wände sehr hellhörig. Innerhalb der Zimmer können die Gepäckstücke in "gefährlichen" Drahtboxen eingeschlossen werden, die sich "leicht" unter dem Bett verstauen lassen.

Die Küche konnte von allen Bewohnern unbegrenzt genutzt werden und war gut ausgestattet.

So kam man auch in Kontakt mit anderen Gästen aus der ganzen Welt (USA, Schweden, Bochum). Außerdem gab es morgens keine Schlange vor dem Bad, da es ausreichend örtlichkeiten (ca. 2) gab. Im Wohnzimmer gab es einen riesigen Fernseher und Internet umsonst und für jeden zugänglich.


Lejas Ozoli, Liepa
 Lejas ozoli in Lieapa Bildquelle: Team Lettland 2008. Blockhaus


In Liepa wohnten wir im Lejas Ozoli, einem schönen Holzhaus mitten im Wald. Zu dem Grundstück gehören außerdem ein Brunnen, der zur Wasserversorgung des Hauses benötigt wird,
   Interieur Bildquelle: Team Lettland 2008. 12 nach 9


ein weiteres Haus mit Partyraum und Holzlager, sowie ein Teich mit Steg. Das Haus hat außer dem Erdgeschoß ein ausgebautes Dach.
Im Erdgeschoss gibt es einen großen Wohn- und Essraum mit Kamin, eine sehr kleine Küche unter der Treppe, ein Bad und eine Sauna. Dank des Kamins ist es immer schön warm.

Das Obergeschoss ist gegliedert in drei Schlafzimmer mit insgesamt 12 Schlafgelegenheiten. An Vorder- und Rückseite des Hauses befinden sich zwei langgezogene Balkone. Ohne öffentliche Verkehrsmittel wäre das Lejas Ozoli nur sehr schwer zu erreichen gewesen. Wir waren von beiden Unterkünften positiv überrascht und haben uns dort sehr wohl gefühlt.









Bevölkerung

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Lettische Trachten,
Bildquelle: Hamel 2007 2007, S.61. Riga



Liven, Letten und 40% Ausländern

- 2,3 Mio. Einwohner
- 57,9% Letten
- 29,4% Russen (Durch Zwangsumsiedlungen--> Russifizierungspolitik)
- 4% Weißrussen, 2,7% Ukrainer, 2,5% Polen, 1,4% Litauer, je 0,1% Esten und Deutsche
- 1,9% anderer Nationalitäten
- Bedingung für die Aufnahme Lettlands in die EU war das Recht zur Einbürgerung
und gleichberechtigten Behandlung der Russen
- Ein Fünftel der Gesamtbevölkerung besitzt keine Staatsbürgerschaft












Lettische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

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Lettland wurde im Laufe der Geschichte, bis es 1991 die Unabhängigkeit erlangt, von vielen Nationen besetzt. Russland und Deutschland waren besonders während des Zweiten Weltkriegs diesbezüglich sehr aktiv. Nachdem die deutschen Soldaten Lettland von den russischen Besatzern befreit hatten, wurden sie zunächst als Befreier gefeiert. Später wurden sie selbst zu Besatzern, jedoch scheiterte Hitlers Politik, da der Antisemitismus in Lettland nur sehr selten auf fruchtbaren Boden fiel. 1944/45 eroberte Russland Lettland zurück, nach starkem Widerstand mussten die deutschen Besatzer weichen. In dieser Zeit sind daher die meisten deutschen Soldaten gefallen, welche auf zahlreichen deutschen Soldatenfriedhöfen, wie beispielsweise in der lettisch- estischen Grenzstadt Valka, liegen.
   Friedhof, Bildquelle: Team Lettland 2008. Friedhof
   Friedhof, Bildquelle: Team Lettland 2008. Friedhof
Die Besatzungsgeschichte Lettlands mit Schwerpunkt auf der russischen und deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs, ist im Okkupationsmuseum am Rathausplatz in Riga besonders gelungen dokumentiert und hat uns gezeigt, dass die lettische und deutsche Geschichte eng beieinander liegen.
   Okkupationsmuseum, Bildquelle: Team Lettland 2008. Okkupationsmuseum
Auch heute ist die Verarbeitung der Vergangenheit ein wichtiger Aspekt in der lettischen Bevölkerung. In der Schule, welche wir in Valmiera besucht haben, gibt es ein eigenes kleines Museum mit persönlichen Ausstellungsstücken, die die letzten Jahrzehnte der lettischen Geschichte beeindrucksvoll dokumentiert. Die Deutschlehrerin, die wir Olga nennen durften, erwähnt, dass das lettische Volk die ganze Zeit über ein sehr stolzes Volk gewesen sei und wundert sich darüber, dass die Deutschen kein stolzes Volk seien. Sie ist der Auffassung, dass viele Nationen in der Vergangenheit Fehler gemacht haben und heute trotzdem stolz auf ihr Land seien, wie Russland beispielsweise. In der Schule haben wir jedoch Plakate gesehen, auf denen lettische Schüler Hitler mit Deutschland assoziieren. Für uns Grund genug nicht stolz zu sein. Olga erzählt uns weiter aus ihrer eigenen Vergangenheit; wie sie die Sowjetzeit erlebt hat. Natürlich sei damals alles grau gewesen, aber man habe es eben einfach nicht anders gekannt. Man könnte meinen, dass Lettland und Russland aufgrund der Ereignisse der Vergangenheit heute ein sehr angespanntes Verhältnis hätten. Olga berichtete uns hingegen, dass man heute nichts gegen die Russen als Volk habe, sondern die meisten Russen sogar sehr freundlich seien. Es mache die Letten lediglich wütend, wenn Russen, die schon mehrere Jahrzehnte in Lettland leben, kein Lettisch können und versuchen würden in der öffentlichkeit überall mit Russisch durchzukommen. Nach der Unabhängigkeit gab es einen starken Trend deutsch zu lernen, um Anschluss an den Westen zu bekommen. In denen letzten Jahren geht dieser Trend jedoch zurück, nun lernen immer mehr Schüler russisch anstatt deutsch, da Russland ein wichtiger Wirtschaftspartner für Lettland ist. Viele Letten befürchten allerdings, dass Lettland ein ähnliches Schicksal wie Georgien ereilen könnte. Olga denke jedoch, dass das lettische Volk im Vergleich zum georgischen Volk sehr ruhig und bedacht sei. Vor einem erneuten russischen Einfall hat die lettische Bevölkerung trotz alledem angst, besonders davor, dass kein westlicher Staat ihnen zu Hilfe kommen könnte.

Glaube in Lettland

von Christen und anderen Christen Bei unseren Besuchen in Riga, Valmiera, Sigulda und Cesis sind uns sowohl christliche als auch russisch-orthodoxe Kirchen aufgefallen. Der Großteil der Bevölkerung ist protestantisch bzw. lutheranisch, im Osten sind jedoch auch viele Katholiken anzutreffen. Die in Lettland lebenden Russen gehören dem russisch-orthodoxen Glauben an, sie bilden jedoch lediglich 9% der Bevölkerung. Im Gegensatz zu den bunten verzierten russisch-orthodoxen Kirchen sind die christlichen Kirchen sehr schlicht und einfach gehalten.
 
Prostestantische Kirche
 Bildquelle: Team Lettland 2008. Sigulda Kirche
 
Russische-Orthodoxe-Kirche, Bildquelle: Team Lettland 2008. Russisch_Orthodox
In Riga hatten wir die Gelegenheit eine russisch-orthodoxe Kirche besuchen zu können. Direkt beim Eintritt in die Kirche ist uns der starke Glaube aufgefallen. Um die Kirche zu besuchen, bedenken die Frauen ihre Kopfhaare und Männer werden darum gebeten ihre Hüte abzunehmen. Im Gegensatz zu einer lutheranischen Kirche gibt es nur wenige Sitzbänke und sehr viele kleinere Heiligenbilder, welche in Goldrahmen eingefasst sind. Die Gläubigen laufen von Bild zu Bild und würdigen jedes einzelne, indem sie es kniend anbeten und küssen. Aus diesem Grund war es uns nicht gestattet zu fotografieren. Auch in anderen Städten wie Cesis haben wir parallel zu russisch-orthodoxen Kirchen auch viele christliche Kirchen gesehen. In Sigulda wurde beispielsweise 1224 die erste christliche Gemeinde gegründet.
Quellen: Könnecke und Rubzov 2006, Team Lettland 2008


Esskultur in Lettland

Laima-Schokoladenpralinen, Bildquelle: Team Lettland 2008. Laima-Herz
Während unseres Aufenthalts in Lettland ist uns aufgefallen, dass die lettische Esskultur der deutschen gleicht. Zum Beispiel werden auch dort Sauerkraut und Kartoffeln gegessen, sowie Bier getrunken. Wie in Deutschland findet die internationale Küche eine große Zusprache, so nannten uns die lettischen Schülerinnen als Lieblingsgericht vermehrt Pizza und Spaghetti.

Moosbeeren im Zentralmarkt Riga,
Bildquelle: Team Lettland 2008. Moosbeeren
Ein großer Unterschied ist jedoch das Brot. Fast alle Sorten beinhalten Kümmel, was man aus Deutschland nicht gewöhnt ist. Auch haben die Letten eine andere Auffassung von dem Wort Quark, denn der gekaufte Kräuterquark stellte sich als Schmelzkäse heraus. Im Bereich der Süßigkeiten stellten wir fest, dass die hauptsächlich der Marke "Laima" angehörenden Leckereien alle sehr süß sind, für uns teilweise zu süß. Enttäuscht waren wir von der berühmten Laimaschokolade, die überall empfohlen wird, denn diese schmeckte gewöhnungsbedürftig, da sie trockener als die deutsche Schokolade ist. Beim Restaurantbesuch im typisch lettischen "Lido" in Riga sahen wir am Buffet viele in Deutschland bekannte Gerichte, wie Schnitzel, Kartoffeln, Erbsen, Karotten und Pfannkuchen. Nur die Desserts unterschieden sich wesentlich von den deutschen, denn sie waren ebenfalls alle um einiges süßer. Die lettischen Schülerinnen berichteten uns, dass die lettische Küche sehr aufwendig in der Zubereitung ist. Außerdem haben wir erfahren, dass das typisch lettische Weihnachtsessen Kartoffeln mit Erbsen und Speck ist. Auf dem Johannisfest, welches traditionell am 23. Juni gefeiert wird, isst man Käse mit Kümmel. In allen Lebensmittelgeschäften und Märkten, die wir besuchten, gab es eine große Auswahl an süßem und salzigem Gebäck. Weit verbreitet sind auch die leckeren Moosbeeren, die biologisch den Heidelbeeren gleichen.


Sprachen

In Lettland wird am häufigsten lettisch gesprochen. Gleichzeitig wird oft auch russisch gesprochen. Selten werden Englisch und Deutsch gesprochen.
Quelle

- Lettisch ist Amtssprache --> Russen bangen um ihre kulturelle Identität
- Lettisch ist eine indoeuropäische Sprache
- geschrieben wird mit dem lateinischen Alphabet, charakteristisch ist das Endungs-s an Männernamen und maskulinen Substantiven
- Bei fast allen Wörtern liegt die Betonung auf der ersten Silbe
Quelle

Kleiner Sprachführer:
1 - viens
Glück - laime Hallo - sveiki Hallo/Tschüss - ciao Gurke - gurki Montag - pirmdiena
2 - divi
Aufzug - lifti Ja - ja Unglaublich - neticams Hefe - raugs Dienstag - otrdiena
3 - tris
Achtung - ciena Kefir - kefir Oh Gott! - oh dievs! Ich danke Ihnen - pateicos jums Mittwoch - tresdiena
4 - cetri
Nein - nee Mehl - milti Ich hab Dich lieb - es milu tevi Zentrum - centrs Donnerstag - ceturdiena
5 - pieci
Bitte - ludzu Schwein - cuka Straße - iela Kümmel - kimenes Freitag - piektdiena
6 - sesi
Witz - joks Tschüss - atta Wildes Schwein - meza cuka Schweig lieber - labák klusé Samstag - sestdiena
7 - septini
Schule - skola Saft - sula Lehrer/in - skolataj/a Liepa - Linde Sonntag - svetdiena
8 - astoni
Deutsch - vacu Lettland - latvija Apotheke - aptieka Deutschland - Vacija Toilette - tualete
9 - devini
Joghurt - jogurts Milch - piens Komm schnell! - nak atri Entschuldigung - piedosanu! Postamt - pasta nodala

     (auf Unter- und Überstriche wurde verzichtet) Quellen: Gerberding 2002,S.389ff; Miesniece 1988 und Williams 2006





Schule in Lettland

^  Wieder nach oben Bevor die Kinder mit sieben Jahren eingeschult werden, haben sie wie bei uns in Deutschland die Möglichkeit in den Kindergarten zu gehen. Hierzu hat jedes Kind ein Recht, jedoch gibt es zu wenige Plätze und auch die Kosten sind sehr hoch. Der Kindergarten hat gewöhnlich von 7 Uhr bis 19 Uhr geöffnet, und bietet für die fünf- bis sechsjährigen eine Vorbereitung auf die Schule.
Beispiele aus dem Deutschunterricht, Bildquelle: Team Lettland 2008. Pausenhalle
Die Grundschule geht von der 1. bis zur einschließlich 6. Klasse. Daran schließt sich die Mittelschule (7. bis einschließlich 9. Klasse), sowie die Berufsschule bzw. Fachschule (10. bis 12. Klasse) an. In der 7.Klasse haben die Schüler die Wahl zwischen russisch und deutsch- zur Zeit gibt es einen starken Trend zu russisch. In der Oberstufe gibt es Klassen mit verschiedenen Schwerpunkten auf den naturwissenschaftlichen, mathematischen, wirtschaftlichen, allgemein bildenden oder sprachlichen Bereich (ähnlichen unseren Leistungskursen). Für das Abitur sind Mathematik, Lettisch, Sport und Englisch verpflichtende Prüfungsfächer. Sollte man das Abitur nicht bestehen, kann man die 12.Klasse nicht wie in Deutschland wiederholen. In diesem Fall muss man entweder alleine lernen oder eine Extraschule besuchen und hat ein Jahr später die Möglichkeit die Prüfung erneut mitzuschreiben. Ein Studium kann an einer Universität, Akademie oder Hochschule gegen hohe Studiengebühren absolviert werden. Viele Schulen in Lettland haben wie deutsche Schulen auch Partnerschulen im Ausland.
Erfahrungsaustausch mit lettischen Schülern des Pargauja- Gymnasium in Valmiera:
Im Gespräch mit lettischen Schülern konnten wir viele Erfahrungen sammeln und austauschen. Die Schüler haben uns viel über ihre Freizeitaktivitäten und ihren Schulalltag erzählt. Besonders erstaunt haben uns die vielen Aktionstage, die an der Schule angeboten werden, wie beispielsweise der Lehrertag (Schüler der 12.Klasse unterrichten die jüngeren Klassen und die Lehrer machen einen Ausflug), Miss- und Misterwahlen und der erste Schultag nach den Sommerferien, an dem immer ein großes Fest, von Lehrern und Schülern organisiert, statt findet. Die Gänge der Schule zeugen durch zahlreiche Bilder von diesen Tagen. Außerdem gibt es sehr viele Angebote, vor allem Sportprogramme, auch nach Schulschluss. Es gibt, wie an vielen deutschen Schulen, eine Schülerzeitung und eine Schülermitverwaltung. Die Schule beginnt um 8.15 Uhr und endet spätestens um 17.45 Uhr.
Bewachte Garderobe, Bildquelle: Team Lettland 2008. Garderobe
Die einzelnen Stunden dauern 40 Minuten, zwischendurch sind 10 Minuten bzw. 20 Minuten Pause. In dieser Zeit halten sich die meisten Schüler entweder in den Gängen oder in der Cafeteria auf, in der bereits um 10 Uhr warmes Essen serviert wird. In der Oberstufe belegen die Schüler durchschnittlich 14 Fächer, und haben somit 40 Stunden pro Woche Unterricht. Englisch ist ein verpflichtendes Fach, Religion hingegen nicht. Die beste Note sind 10 Punkte. Sommerferien sind jedes Jahr vom 1.Juni bis zum 1.Septemeber, im Herbst und Frühling sind jeweils eine Woche und im Winter zwei Wochen frei. Eine Besonderheit des Pargaujas- Gymnasiums ist das eigene Schwimmbad. Morgens wird dieses von den Schülern genutzt (die 7. bis 10.Klassen haben einmal pro Woche Schwimmunterricht), nachmittags und abends ist es für die öffentlichkeit zugänglich. Am Morgen kann jeder Schüler seine Jacke an einer Garderobe abgeben, die durch eine Kamera sowie eine Aufsichtsperson überwacht wird. In der schuleigenen Bibliothek ist es möglich, Bücher gegen eine geringe Gebühr auszuleihen. Alte Bücher kosten 20 Centimes (ca. 40 Cent), neue Bücher kosten hingegen 50 Centimes (ca. 90 Cent). Hier wird der Unterschied zwischen Arm und Reich erkennbar, der teilweise kritisiert wird. Besonders typisch ist außerdem, dass es viele Schüler gibt, die nur die Woche über in Valmiera wohnen, da es in ihrem meist weit entfernten Heimatort und dessen Umgebung keine weiterführenden Schulen gibt.

Erfahrungsaustausch mit Lehrern und der Direktorin des Pargaujas- Gymnasiums:
Von der Direktorin haben wir erfahren, dass am Stadtgymnasium Valmieras 700 bis 800 Schüler von 80 Lehrern unterrichten werden. Aufgrund des geringen Gehalts, wird dieser Beruf hauptsächlich von Frauen ausgeübt (am Pargaujas- Gymnasium arbeiten lediglich fünf Lehrer). Im Gegensatz zu Deutschland wird in Lettland die Schulleitung (die Direktorin) auf Zeit ernannt.
Lehrerzimmer (trotz pers. Klassenräumen), Bildquelle: Team Lettland 2008. Lehrerzimmer
Des Weiteren arbeiten 30 Hilfskräfte an der Schule. Am Gymnasium gibt es einige moderne Räume, welche im vergangenen Jahr aufgrund eines Geldgewinns aus einem Wettbewerb renoviert wurden. Das Pargaujas-Gymnasium beginnt mit der 7. und endet mit der 12. Klasse. Im Normalfall behält die Lehrkraft eine Klasse von der 7. bis zur 10. Jahrgangsstufe durchgängig. Anders als in Deutschland unterrichtet hier ein Lehrer nur ein Fach und hat einen festen Raum. Außerdem ist es nicht ungewöhnlich, dass die Schüler auch noch in der Oberstufe von ihren Lehrern geduzt werden.

Unterrichtsbesuche in Englisch und Deutsch:
Nachdem wir bereits ausführlich mit Schülern und Lehrern gesprochen haben, haben wir zusätzlich den Englisch- und Deutschunterricht einer 12.Klasse besucht. Hierbei ist uns aufgefallen, dass sich der lettische Unterrichtsverlauf stark von dem uns bekannten deutschen unterscheidet. In Lettland findet hauptsächlich Frontalunterricht statt. Die Schüler bekommen eine Stillarbeit, vor allem bezüglich einer gehörten CD-Sequenz oder eines Workbooks, und anschließend wird diese verglichen. Dabei nimmt die Lehrkraft direkt jemanden dran, mündliche Mitarbeit findet sonst kaum statt. Außerdem ist der Unterricht sehr stark an das Buch gehalten, es entsteht selten eine offene Diskussion. Falls doch, genügt der Lehrerin eine einsilbige Antwort mit Ja oder Nein, eine Begründung wird meist nicht verlangt. Auch die Schüler akzeptieren alles so, wie es ihnen gesagt wird und fragen nicht nach. Außerdem ist uns aufgefallen, dass alle einen sehr starken Akzent haben und dass in diesem Fall die Lehrerin einige für uns hörbare Fehler machte. Positiv anzumerken ist, dass in der Englischstunde nur Englisch gesprochen wird. Die Tafel wird kaum genutzt, der PC im Lehrerpult mit Audiosystem und Beamer ist das Hauptarbeitsmittel. Im Deutschunterricht herrschte eine sehr lockere Arbeitsatmosphäre. Auch hier wird nur auf Deutsch gesprochen und es wird viel mit Workbook und PC gearbeitet. Neue Wörter schreibt die Lehrerin an die Tafel und erklärt sie daraufhin auf Deutsch. Allgemein wird in diesem Unterricht viel gesprochen und über Fehler kann gemeinsam gelacht werden.





Lettland

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Lettland, welches seit 1990 unabhängig ist, ist ein Land an der Ostseeküste im Nordosten Europas. Es gehört neben Estland und Litauen zu den baltischen Staaten. Es grenzt im Norden an Estland, im Süden an Litauen, im Osten an Russland und im Südosten an Weißrussland. Seine Gesamtfläche beträgt 64.589 Quadratkilometer, die Küstenlänge an der Ostsee 494 km. In Lettland gibt es 2300 Seen und Wälder, diese bedecken 44 % der gesamten Landesfläche. Die Einwohnerzahl beträgt 2.3 Millionen, der Anteil der Letten beträgt dabei nur 58,8 %. Lettisch, eine indoeuropäische Sprache, ist die offizielle Landesprache Die Staatsform ist eine parlamentarische republikanische Demokratie ist. Das Klima Lettlands ist gemäßigt mit deutlich ausgeprägten vier Jahreszeiten. Von der mitteleuropäischen Zeit ausgehend, geht die lettische Zeit eine Stunde voraus.

Riga

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Riga Stadtbild, Bildquelle: Hamel 2007, S.59. Riga


- Wichtiger Handelsplatz --> Lage an der Daugava, die in die Ostsee mündet
- Gut erhaltene Altstadt mit mittelalterlichen Häuserfassaden
- Fast alle bedeutenden westeuropäische Architekturstile sind in Riga zu finden
- Vielzahl eindrucksvoller Jugendstilbauten wie kaum in einer anderen Stadt

- Geschichte:
   - Die Anfänge der Stadt gehen in das 10.Jh. zurück
   - Stadtgründung im Jahr 1201 durch Bischof Albert (+ deutsche Geistliche), Kreuzritter, Kaufleute und Handwerker
   - 1282 Eintritt in die Hanse --> Handelszentrum
   - 1721 fiel Riga an den russischen Zar Peter den Großen
   - Aus Angst vor einem Angriff Napoleons brannte man 1812 die Vorstadt ab --> Napoleon zog jedoch vorbei
   - 1920-1940(erste Unabhängigkeit) wurde Riga das politische und kulturelle Zentrum Lettlands
   - 1941 besetzte die Deutsche Wehrmacht die Stadt, 1944 erobersten sowjetische Streitkräfte die Stadt zurück
   - 1991 wurde Riga wieder die Hauptstadt und das kulturelle Zentrum Lettlands
   - 1997 wurde der historische Kern Rigas von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbe aufgenommen

Riga Stadtplan, Bildquelle: Hamel 2007, S.64. Riga


Riga ist die Hauptstadt Lettlands. Das Klima Rigas ist von der Ostsee geprägt, es ist mäßig, warm und feucht. Die Durchschnittstemperatur im Winter beträgt -5°C und im Sommer 17°C-19°C. Rigas Bevölkerung besteht zu etwa 60 % aus Letten und 40 % Russen. Durch Riga fließt die Dorga, welcher Lettlands größter Fluss ist. Zu Besichtigen ist das Rigaer Schloss, welches im 14. Jahrhundert erbaut wurde und heute die Residenz des Präsidenten ist. In Riga sind viele Bauwerke aus dem Jugendstil zu erkennen, beispielsweise von Eisenstein. Der Bahnhof von Riga wurde erst dieses Jahr (2008) umgebaut, doch ist dieser für viele Touristen von außen schwer als Bahnhof zu identifizieren. Weiterhin gibt es einen Zentralmarkt, nahe des Bahnhofs, dieser ist der größte im ganzen Baltikum und hat ein großes Angebot an Lebensmittel, Kleidung und Schmuck. In Riga steht ein Gebäude, welches aufgrund seiner Bauform als "Torte" bezeichnet wird. Es stellt die Verbindung zu Russland dar. Des Weiteren gibt es in Riga einen Zirkus, einen der ältesten ständigen Zirkusse Lettlands und einziger im Baltikum. Die erste Aufführung fand 1888 statt. Die heutige lettische Musikakademie war früher das lettische Konservatorium, welches im Klassizismus erbaut wurde. Im historischen Kern Rigas ist vieles Alte aus dem Mittelalter mit neuer Architektur vermischt worden. Es dominieren spitze Kirchtürme und enge, kleine Gassen. Zudem ist in Rigas Altstadt das Unesco Kulturerbe zu sehen. Alte Holzhäuser prägen das Rigaer Stadtbild. Heute sind dies Privathäuser, die größtenteils leider aufgrund von Armut schlecht erhalten sind. Die Holzhäuser besitzen oft 1-2 Stockwerke und haben faszinierende Treppenhäuser. Die Nationaloper, ein großes weißes Gebäude, sticht einem direkt ins Auge. Außerdem hat Riga ein Kongressgebäude, welches 1982 erbaut wurde und heute für Veranstaltungen genutzt wird. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Petrikirche, sowie der Dom und die Freiheitssäule als Symbol für die Unabhängigkeit Lettlands. Außerdem der Wachturm, auch "Pulverturm" genannt, welcher ein französischer Sandturm ist und der Bastionshügel, der damals zur Verteidigung half und der Boulevardring. Zudem ist das 1902 erbaute Nationaltheater und noch fünf weitere Theater zu bewundern. Zur Geschichte Lettlands ist zu sagen, dass 1918 das lettische Volk erstmals seine Unabhängigkeit im lettischen Nationaltheater verkündete, diese allerdings im ständigen Wechsel an verschiedene Nationen verlor. Ende des 12. Jahrhunderts besiedelten deutsche Kreuzritter und Kaufsleute das Gebiet und gründeten 1201 Riga. Daraufhin wurde Riga lange Zeit unter deutscher Herrschaft geführt. Im 15. Jahrhundert wurde Rigas Hafen zu einem der wichtigsten Seehafen. Im 16. Jahrhundert kam es aufgrund des livländischen Kriegs zu einem Machtwechsel und Riga stand nun unter polnischer Herrschaft. Ein Besetzungswechsel fand erneut statt, so dass 1621 Riga letztlich unter der Führung Schwedens stand. Dieses verlor jedoch 1810 Riga an Russland. Im zweiten Weltkrieg war Lettland endlich unabhängig, doch 1918 verlor es diese erneut. Seit 1990 ist Lettland nun jedoch dauerhaft unabhängig. Weiterhin gibt es den Freiheitsboulevard, welcher damals der wichtigste Handelsweg war. Und es gibt ein Freiheitsdenkmal, die Skulpturgruppen, wobei die Sterne die Einheit versinnbildlichen. In Riga zu bewundern ist zudem die große Nationalbibliothek und das Puppenhaus. Riga hat außerdem schöne Stadtparks zu bieten, wie den Park Lovalda und den Germanen Park. Im Esplanada Park, welcher früher zur Armee gehörte, ist heute eine Armeeausstellung zu besichtigen. Zudem gibt es die Laimauhr, die ein beliebter Treffpunkt der Rigaer ist. Die Aleksander Schok Straße ehrt den berühmten aus Lettland stammenden Dichter. Es gibt in Riga eine Kunstakademie und ein nationales Kunstmuseum, welches 2005 100 Jahre alt wurde. Auch eine Olympiahalle, die 1996 erbaut wurde, ist in Riga zu bewundern. Natürlich sind auch einige Kirchen verschiedener Religionen in Riga aufzufinden, so wie die russisch orthodoxe Kathedrale, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut wurde. Wenn man in Riga typisch lettisch essen gehen möchte, sollte man das Restaurant "Lido" besuchen. Ein berühmtes Hotel ist das "Reval Hotel Latvija" von dem man einen guten Ausblick auf Riga hat. Die Schulzeit beträgt zwölf Jahre, wobei der Besuch des Unterrichts bis zur neunten Klasse Pflicht ist. Die Schule ist kostenlos. Riga hat viele russische Schulen. Das Krankenhaus Rigas ist das älteste in ganz Lettland und gehörte früher zu der Armee.

Riga: Freiheitsdenkmal,
Bildquelle: Könnecke und Rubzov 2005. Riga
Sehenswürdigkeiten in der Altstadt (innerhalb der ehemaligen Stadtmauer):
       - Torna iela
          (Architekturdenkmal aus der Jakobskaserne,
          dem Pulverturm, Teilen der Stadtmauer,
          dem Schwedentor und dem Arsenal)
       - Rigaer Schloss
       - Dom
       - Rathausplatz und Rathaus
       - Livienplatz (mit vielen Bistros und Gaststätten)


Sehenswüdigkeiten in der Neustadt (außerhalb der ehemaligen Stadtmauer):
       - Freiheitsdenkmal (wichtigstes Denkmal der Stadt)
       - Boulevardring
       - Cafe Emihla Gustava Schokolahde
          (berühmte handgefertigte Schokoladenkunstwerke)
       - Denkmal für die von den Nazis ermordeten Juden


Jugendstilbezirk:
       - Alberta iela


Riga: Moskauer Vorstadt
und Zentralmarkthallen,
frische und preiswerte Produkte,
große Palette an Lebensmitteln,
Quelle: Könnecke und Rubzov 2005.
Riga
Bootsausflug auf der Daugava


Ethnografisches Freilichtmuseum am Jugla-See
       100 rekonstruierte Gebäude dokumentieren die unterschiedlichen Traditionen Lettlands
       Das Museum entspricht in etwa im Aufabu und Funktion dem HessenPark.


(Quellen: Stadtrundfahrt in Riga $$, Könnecke und Rubzov 2005, S. 19-20,S. 62-97)












Wirtschaft

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Tertiärer Sektor

Die Finanzkrise in Lettland

Lettland gehört seit 2004 der EU an. Es erregt seit Ende der 1990er Jahre mit überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten internationales Aufsehen. Auf Grund seines rasanten Wirtschaftswachstums mit hohen Kreditrisiken ist Lettland besonders anfällig für die derzeitige Finanzkrise. Die zweitgrößte lettische Bank, die Parex-Bank, musste von der Regierung gerettet werden. Dieser Schritt war laut Ministerpräsident Ivars Godmanis notwendig, um die Stabilität des Bankensystems zu sichern. Der Staat übernahm 51% der Anteile für die er nur eine symbolische Summe von etwa drei Euro zahlte. Weitere 34% der Anteile wurden der staatlichen Hypothekenbank als Sicherheit überschrieben. Ein Bankrott des Geldinstituts hätte die lettischen Steuerzahler rund 1 Milliarde Dollar gekostet. Allerdings erklärte die Nationalbank in Riga, dass Lettland derzeit nicht auf Kapitalhilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) oder die EU angewiesen sei, bei Bedarfsfall werde man aber darauf zurückgreifen. Anfang November 2008 hatten zahlreiche Privatkunden der Parex-Bank aus Angst vor einem Zusammenbruch ihre Einlagen abgezogen. Bis Ende Oktober bezeichneten die Haupteigner Kargin und Krasovitsky die Lage ihrer Parex-Bank als gesund und zudem hätten die ersten drei Quartale 2008 der Bank einen Gewinn von 12 Millionen Lats eingebracht. Trotz der stark gestiegenen Inflationsrate, eines großen Zahlungsbilanzdefizits und der Erwartung von einem Minuswachstum hält die lettische Regierung an der Euroeinführung 2011 fest.

Naturraum

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Geologie

Paläozoische und mesozooische Gesteine ( Quellen!) känozoische Ablagerungen

Pleistozän: Jungmoräne, Eisstauseeablagerungen Holozän: Auelehm Relief

  Küstenlandschaft, Quelle: Hamel 2007, S.58. Riga

Paläozoische und mesozooische Tektonik (Blieb Lettland "verschont"?, paläozoisch-känozoisches Tafelland, Fennosamartia, Russische Tafel) ( Quellen!

Pleistozän: (Eisdicke, Eisquelle, Eisbewegungsrichtung,glaziale Serie, Landschaftswandel) (Quelle)

Pleistozän: Rigaischer Meerbusen, Tiefland, Baltischer Rücken (Baltischer Schild)) )

Holozän: fluviale Erosion (Hauptflüsse (Daugave, Gauja, Mémele, Venta) Hautentwässerungsrichtung, Urstromtal, Gefälle, Begradigung, Hochwasserprobleme, Schiffbarkeit, Eisgang) Quelle)


Böden



Holozän:

Bodenbildung,
- Bodentyp (Rasen-Podsol (staunasse Parabraunerde), Parabraunerde (=Lessivé), Aueböden)


Bodenart (sandiger Lehm?, schluffiger Ton, Löß) )

Vegetation



Potenziel natürliche Vegetation im Vergleich zur tatsächlichen heutigen, anthropogenen Vegetation, (Moor, sommergrüner Laubwald, Tundra?) )


Klima

Pleistozän, Kaltzeit )

Holozän, Warmzeit ( Quellen!

Zone, Diagramm, Breitengrad, Frühlingseinzug, Vegetationsperiode )


Strand & Dünenvegetation

Am Ostseeufer sieht man deutlich, dass Ebbe und Flut einen Gezeitenwechsel darstellen, der eine unbewachsene Fläche hinterlässt.
Die Gezeiten führen dazu, dass eine Sandfläche entsteht. Der Wind treibt den Sand auf und bläst ihn landeinwärts, dadurch entstehen Dünen. Am Anfang ist die Düne unbewachsen, dann kommen einige Pionierpflanzen, wie zum Beispiel der Strandhafer, hinzu.
Noch haben die Pflanzen keine Huminsäuren in den Boden abgegeben, das heißt, wenn man hier einen Aufschluss ansehen würde, würde man weißen Sand sehen. Weiter ins Landesinnere hinein wird der Boden eher rot-gelb sein. Diese Düne nennt man dann Gelbdüne, welche stärker bewachsen ist. Die Dünen, auf denen der Bewuchs weiter fortgeschritten ist, nennt man Braundüne. Hier wachsen beispielsweise Bäume.


Fließgewässermorphologie

Ein Fluss hat von sich aus eine eigene Dynamik. Dies bedeutet, dass er sich in einem bestimmten Bereich verlagert. Ein Fließgewässer, in dessen Verlauf nicht eingegriffen wird, bewegt sich auf einer weiten Ebene immer hin und her, er pendelt also aufgrund von Erosionsprozessen. Daraus folgt, dass ein Fluss in der Natur über mehrere Jahrhunderte mehrere Kilometer zurücklegen kann. So entstehen schließlich Flussterrassen. Aufgrund eines hohen Wasserstandes schneidet der Fluss sich in die Landschaft ein, nachdem er weit gependelt ist. Hat der Fluss sich erst einmal eingeschnitten, so kommt er an seine alte Terrasse nicht mehr heran. Dies ist beispielsweise am Main gut zu erkennen, da dort manche Terrassen viel höher sind als der aktuelle Wasserstand. Zudem sind am Ufer des Flusses sowohl Prallhänge, als auch Gleithänge vorzufinden. Ein Prallhang entsteht, wenn das Ufer durch starke Strömung abgetragen wird und der Fluss somit eine Kurve bildet. Der Gleithang stellt dabei das kurveninnere des Ufers da. Am Gleithang wir aufgrund der geringen Strömung das Material abgelagert. Ein Steilufer entsteht dadurch, dass Wasser an das Ufer prallt und weiter Material abgetragen wird. Das Ufer der gegenüberliegenden Seite ist dagegen flach, da dort Material angelagert wird. Durch Regen entstehen Hochwellen, dadurch steigt der Wasserstand, so dass sich mehr Wasser im Fluss befindet. Aufgrund der überspülung legt sich kleines Material ab. Das meiste Wasser verlagert sich jedoch und verschiebt die Flussschleife.


Moränenlandschaft und Urstromtal

Die Findlinge, die man oft in der lettischen Landschaft findet, wurden durch das Eisschild rund geschliffen, welches von Skandinavien über die Rigaer Bucht und von dort über Lettland hinweggezogen ist. Dies nennt man Inlandsvereisung. Das Eis war an seinen dicksten Stellen etwa zwei bis drei Kilometer hoch und übte eine enorme Kraft auf den Boden aus. An den Stellen, an denen das Untergrundgestein wenig Widerstand geboten hat, wurden vom Eis Rillen ausgeschürft, während das Eis bei festem Untergrund Schwierigkeiten hatte das Material abzuschürfen. Während der Kaltzeit gab es mehrere Zwischenwarmzeiten, in denen sich das Eis zurückgezogen hat. Dabei passierte es, dass beim Vorschub eine tiefe Rille ausgeschoben wurde, in der sich Eisreste hielten, auch während der Zwischenwarmzeit. Bei der nächsten Kaltzeit schob das wiederkommende Eisschild über das Eis in der Rille Material. Bei der nächsten Warmzeit taute das Eis soweit ab bzw. zog sich nach Skandinavien zurück, dass an der Stelle vom zugedeckten Eis, das Eis wegtaute und das darübergedeckte Material wegbrach. Es entstand ein Todeissee. Solche Seen sieht man in der lettischen Landschaft relativ häufig. Das Untergrundmaterial besteht entweder aus abgeschürftem Ausgangsmaterial, welches relativ fest ist, meistens besteht es aber aus klein geriebenem Schotter aus Grundmoräne, welcher feinkörnig ist und Wasser nur schlecht halten kann. So kann man die Mischung von feuchten Vertiefungen und trockenen Hügeln erklären. Auf den Hügeln findet man Trockenheitsanzeiger, wie zum Beispiel Kiefern und in den Vertiefungen findet man Feuchtigkeitsanzeiger, wie zum Beispiel Birken.


Standortkunde und Forstwirtschaft

Im Gauja-Nationalpark wird ein Großteil des Waldes für private Forstwirtschaft genutzt. Die Hauptnutzbaumarten sind im Nationalpark sind Kiefern und Fichten.



Lettische Großschutzgebiete

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Unterrrichtsreihe in Biologie

Zur Vorbereitung der Studienfahrt wurde eine Unterrichtseinheit zum Thema Großschutzgebiete in Deutschland und Lettland durchgeführt. Die Ergebnisse können sie auf den dazu gehörenden Seiten einsehen.

Leitsungskurs 12. Jahrgangsstufe ökologie Homepage






Biosphärenreservat North Vidzeme
  Biospärenreservat North Vidzeme, Bildquelle: Quelle. Biosphaerenreservat Vidzeme
  Übersichtskarte eines Projekts,
Bildquelle: Team Lettland 2008 $$. North Vidzeme


Das Biosphärenreservat Nord - Vidzeme umfasst eine Fläche von 6% der Landesfläche Lettlands. Es befindet sich im nördlichen Teil des Landes und grenzt an die Ostsee (Golf von Riga) im Westen und an Estland im Norden. Es ist das einzige Biosphärenreservat Lettlands und ein Teil des internationalen Netzes der UNESCO-Biosphärenreservate. Besonderheiten sind zum Beispiel große Streuobstwiesen und intensive Obstbaukulturen, die eine Gesamtfläche von 1.000 ha haben. Darunter zählen 40-50 ha neue intensive Apfelanbaugebiete. Außerdem wird im Biosphärenreservat Lettlands ein beispielhaftes Abwasserkonzept realisiert. Mit dem Beitritt zur EU musste Lettland seine Wasserwirtschaft verändern. Ziel des Projekts ist es, für das ökologisch sensible Gebiet des Biosphärenreservats Nord-Vidzeme beispielhaft Möglichkeiten aufzuzeigen, Fördermittel für Kanalbau und Kläranlagen effizient einzusetzen. So wird zum Beispiel ein modellhaftes, wirtschaftlich und technisch begründetes Abwasserkonzept aufgestellt und öffentlichkeitsarbeit geleistet. Zudem sind bereits Ideen für das Erschaffen eines regionalen Naturkundemuseums und einem Naturlehrpfad im Biosphärenreservat entstanden, die aber noch nicht realisiert worden sind.





Nationalpark Siltere, Bildquelle: Hamel 2007, S.82. NP Siltere

Nationalpark Slítere



Der Besuch dieses Nationalparks ist aus
dem Programm gestrichen worden,
da er westlich von Rigas liegt und
daher nicht in damit außerhal unseres Aktionsradius lag.











Nationalpark Gauja

   Nationalpark Gauja, Bildquelle: Hamel 2007, S.86. NP Gauja
   Zvartesfelsen an der Amata, Bildquelle: Team Lettland 2008. Zvartesfelsen
Der Gauja-Nationalpark gehört zu den landschaftlichen Höhepunkten Lettlands. Die Gauja, unbegradigt und ungestaut, hat ein bis zu 85 m tiefes Urstromtal geschaffen, das mit Stromschnellen, Schluchten, Sandbänken, Steilhängen, Höhlen, Sandstein- und Dolomitfelsen kaum abwechslungsreicher sein könnte. Der Nationalpark, mit einer Fläche von rund 920 qkm, umfasst ein Fünftel der Gesamtlänge der Gauja, die das Wasser aus 13 Nebenflüssen mitnimmt.
Populär sind Kanutouren auf dem Fluss. Die mehrtägige Tour von Valmiera, am nordöstlichen Parkrand gelegen, bis nach Sigulda ist 95km lang. Am Ufer gibt es genügend Rast- und Zeltplätze, um dort eine Pause einzulegen oder zu übernachten. Die Bootsverleiher halten auch Kartenmaterial bereit. Man kann sich auch einem Führer anvertrauen und vom Raftingboot aus den Fluss kennen lernen.
Ein beliebtes Ausflugsziel im Nationalpark ist auch Ligatne, östlich von Sigulda gelegen. Hier führt ein Naturlehrpfad an Freigehegen mit Luchsen, Bären, Wölfen, Wisenten, Bibern und Eulen vorbei. In diesem Wildtierpark werden die Tiere unter möglichst artgerechten Lebensbedingungen gehaltenen. Man kann Pferde ausleihen und das Gebiet hoch zu Ross erkunden.
Bei Wanderungen durch den Nationalpark sind zahlreiche Moosbeeren zu entdecken, welche Indikatoren für einen sauren Boden sind. Zu dem besteht der Nationalpark zum größten Teil aus dichtbewachsenen Kiefernwald, was auf einen trockenen Boden hinweist. Auf Grund seiner Vielfalt an Pilzarten ist der Nationalpark ein Paradies für alle Pilzexperten.
Gauja am Adlerfelsen, Bildquelle: Team Lettland 2008. Gauja am Adlerfelsen
Der Nationalpark bietet eine Fülle an idyllischen Aussichtspunkten. überall im Park befinden sich Wegweiser und Informationstafeln.
Der Nationalpark Gauja wurde 1973 als erster Nationalpark in Lettland gegründet. Das Hauptziel des Nationalparks ist Naturschutz, gleichzeitig wird er auch für Tourismus und Erholung genutzt. Das Parkgebiet ist in fünf funktionale Zonen eingeteilt, die wichtigsten davon sind die Naturreservat- und Naturschutzzonen. Die Naturreservate nehmen einen kleinen, aber besonders wertvollen Teil des Nationalparks ein. Der Besuch ist nicht gestattet.
Der bedeutendste Teil des Nationalparks ist das Urstromtal des Flusses Gauja, das zusammen mit den Tälern der Nebenflüsse eine einzigartige Landschaft bildet. An den Ufern von Gauja, Amata, Brasla und weiteren Flüssen und Bächen gibt es die größten Aufschlüsse des Devons in Lettland - Sandsteinfelsen und Höhlen. Wälder nehmen 47% des gesamten Territoriums ein.
Im Nationalpark befinden sich fast 900 Pflanzenarten, hiervon sind 67 selten und vom Aussterben bedroht. Fünf geschützte Pflanzen sind von europäischer Bedeutung. Rund 149 Vogelarten brüten und 48 [Säuge-]Tierarten leben dort.
Im Nationalpark gibt es mehr als 500 Denkmäler der Kultur und Geschichte - sowohl Burgberge, Burgen, Kirchen, Landgüter, Wasser- und Windmühlen, als auch andere archäologische, architektonische und Kunstdenkmäler.
Die meistbesuchten Wohnorte im und am Nationalpark sind die Stadtinseln Sigulda, und Cesis sowie Valmiera im Norden. Weitere (eher kulturelle) Sehenswürdigkeiten sind das Museumsreservat von Turaida und der Museumspark in Araisi. Die Verwaltung und das Besucherzentrum des Nationalparks Gauja befinden sich in Sigulda, Baznicas Straße 3.

Quelle: National Gauja Besucherzentrum 2007




Touristische Erschließung des Nationalparks

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Schon bei der Vorbereitung der Fahrt ist uns auf den Karten des Gauja-Nationalparks aufgefallen, dass die Fläche nicht durchgängig geschützt ist, sondern dass beispielsweise die Stadt Cesis ein "Loch" in den Nationalpark reißt. Die stark besiedelte Fläche ist vom Nationalparkstatus ausgeschlossen. Anscheinend hat man aber ignoriert, dass die Stadt ja auch Einfluss auf das umgebende Gebiet hat, so sind beispielsweise Flüsse nach dem Durchfließen von Cesis nicht mehr so sauber wie zuvor. Das wird anscheinend völlig außer Acht gelassen. Auch Sigulda liegt mehr oder weniger im Nationalpark, die Besiedlungsfläche wurde jedoch ebenfalls davon ausgeschlossen. Die Gauja fließt allerdings fast durch Sigulda und danach wieder durch den Nationalpark. Hinzu kommt, dass die Orte "innerhalb" des Nationalparks touristisch weit weniger hergeben als erhofft. Cesis beispielsweise hat außer einem Schloss, das sich wohl obligatorisch in jedem lettischen Ort findet, nichts zu bieten. Auch außerhalb der "größeren" Städte finden sich viele kleinere Ansiedlungen, kleine Höfe finden sich überall entlang der Straßen. Die touristisch interessanten Teile des Nationalparks liegen relativ weit auseinader. Das Konzept des Nationalparks sieht es anscheinend vor, dass man sich mit dem Auto von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit bewegt, auch die Autokarte, die wir im Besucherzentrum erhalten haben, legt dies nahe, denn hier sind immer nur Ausschnitte in einem größeren Maßstab abgebildet. Anscheinend soll man sich hier nur mit dem Auto fortbewegen, denn Wanderwege sind hier nicht zu finden. Zwar ist der Rest, den man zu Fuß gehen kann, auch nicht besonders imposant, doch wir waren enttäuscht, dass es nirgends einen "normalen Wanderweg" gab, wie wir ihn aus deutschen Naturschutzgebieten kennen. Auch die lettischen Einwohner haben eine andere Einstellung zu ihren Nationalparks, wie wir in Interviews mit anderen Besuchern feststellten. Die meisten kamen aus Riga mit dem Ziel, schöne Fotos zu machen. Zwei junge Frauen, mit denen wir uns unterhielten, waren die ganze Zeit damit beschäftigt, Fotos von sich vor der zweifellos imposanten Landschaft zu machen. Sie waren für einen Spaziergang über Stock und Stein mit ihren hohen Schuhen kaum gerüstet, erklärten uns aber, dass sie ein bis zwei Mal pro Jahr in den Nationalpark kämen, zur "Erholung" wie uns eine sogar auf deutsch erklärte.
 Photopoint Adlerfelsen, Bildquelle: Team Lettland 2008. Gauja am Adlerfelsen
 Sackgasse Adlerfelsen,
 Bildquelle: Team Lettland 2008. Sandbank unterhalb des Adlerfelsens
Auch eine Familie, die anscheinend gerade den Hochzeitstag der Eltern feierte, erzählte, dass sie zu diesem Zweck einmal pro Jahr aus der Hauptstadt zu einer der (ca. 5) Sehenswürdigkeiten des Nationalparks kämen, weil sie die Natur schön fänden. Die Schülerinnen des Pargauja-Gymnasiums erzählten zum Teil aber auch, dass sie mit ihren Eltern fast nie in den Nationalpark gefahren seien, obwohl Valmiera keine drei Kilometer von der Nationalparkgrenze entfernt liegt. Sie kannten nur den Ligatne-Wildtierpark, den wir mit ihnen besuchten, weil sie mit der Schule etwa jedes zweite Jahr einen Ausflug dorthin gemacht hatten. Schon wenn man sich auf die kurzen Rundwanderwege nahe der größeren Sehenswürdigkeiten begab, die alle in unter zwei Stunden zu schaffen waren, traf man selbst bei sommerlichem Wetter kaum noch auf Touristen - daran haben wohl auch die Unterrichtseinheiten, die sich in der Schule in unregelmäßigen Abständen mit Naturschutz und dem Nationalpark beschäftigten, wie uns die lettischen Jugendlichen erzählten, nichts geändert.


Visitor Centers im Nationalpark

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Das Hauptvisitorcenter in Sigulda sieht von außen zwar sehr ansprechend aus, von innen ist es jedoch sehr steril und modern gehalten. Hier bekommt man die allgemeinen Flyer des Nationalparks. Als wir uns nach Wanderkarten erkundigten, wurden wir enttäuscht, da man lediglich eine Straßenkarte des Nationalparks kaufen kann.
 Hauptbesucherzentrum in Sigulda,
 Bildquelle: Team Lettland 2008. Visitor Center


Viel mehr Informationen erhält man leider nicht, außer man ist an den Aquarellgemälden interessiert, welche dort ausgestellt sind. Auch die einzige Angestellte konnte uns leider kaum weiterhelfen, da sie nur sehr wenig Englisch konnte. Dies hängt auch damit zusammen, dass hauptsächlich Letten den Nationalpark besuchen.

Ein Mitarbeiter, den wir an einem verlassenen Nationalparkhaus im Wald angetroffen haben, hat uns berichtet, dass etwa 100 Mitarbeiter im Nationalpark angestellt sind. Von diesen haben wir jedoch nur sehr wenige gesehen. Dies liegt zum einen daran, dass unsere Reisezeit (September/Oktober) nicht in der Hauptsaison lag und zum anderen daran, dass es nur wenige Rancher gibt und die Mehrzahl der Mitarbeiter in Büros arbeiten. Viele der ausgeschilderten Büros werden jedoch nicht mehr genutzt, sondern ausschließlich von den Mitarbeitern "bewacht". Außer den wirklich interessanten und sehenswerten Orten, die als "Touristenstandorte" ausgeschildert sind, gibt es nicht viel abwechslungsreiches zu sehen. Der Großteil des Nationalparks besteht aus Waldflächen. Außerdem haben wir erfahren, dass ein Teil des Nationalparks in Privatbesitz ist und in diesem Teil viel Forstwirtschaft betrieben wird. Auf ausgeschilderten Touristenpfaden, wie zum Beispiel am Hexenfelsen, sind zahlreiche Schilder zu finden, auf denen Informationen zu Rundwegen und Erklärungen zu Aussichtspunkten oder Pflanzen gegeben werden. Jedoch ist uns aufgefallen, dass es im Nationalpark keine einheitlichen Schilder gibt, sondern jede "Touristenattraktion" ihre eigenen Schilder hat und sogar der gleiche Ort sehr unterschiedliche Designs zur Information anbietet.

 Schild1: Zvartesfelsen, Bildquelle: Team Lettland 2008. Schild 1
 Schild2: Zvartesfelsen, Bildquelle: Team Lettland 2008. Schild 2
Das hiesige Visitor Center war lediglich ein kleines Holzhaus mit einigen Ausstellungsstücken aus Flora und Fauna,passend zum Standort, wodurch man das Gefühl bekam wirklich in einem Nationalpark zu sein. Außerdem gab es einige Materialien über diesen Teil des Nationalparks. Jedoch waren hier keine angemessenen Sanitäranlagen vorhanden.

Was wir an weiteren "Touristenstandorten" festgestellt haben, ist, dass die Nationalparkhäuser nach und nach modernisiert oder komplett neu gebaut werden, was jedoch nicht unbedingt das Gefühl sich im Nationalpark zu befinden, unterstützt. Außerdem befinden sich an verschieden Standorten die gleichen Häuser, was im Gegensatz zu den verschiedenen Schildern, den Nationalpark als eine Einheit symbolisiert. Wie bereits erwähnt, sind diese meist sehr steril gehalten und ohne passendes Ausstellungsmaterial zum Nationalpark. Das Haus an der Gutmannshöhle ist beispielsweise noch nicht fertig gestellt und das Haus am Ligatne Wildpark bietet lediglich, oder besser, wenigstens Flyer an. Für einen Großteil der lettischen Bevölkerung stellt dieser Teil des Nationalparks den gesamten Nationalpark dar. Hier werden Wildtiere zwar artgerecht, jedoch in Gehegen gehalten. Dies widerspricht sich mit unserer Auffassung eines Nationalparks, nach der sich alles auf natürliche Weise verhalten und entwickeln soll.
 Daueraustellung Zvartesfelsen,
Bildquelle: Team Lettland 2008. Fasan
 Daueraustellung Zvartesfelsen,
Bildquelle: Team Lettland 2008. Eule



























Corparate Identity

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Besucherlenkung

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Soziologische und naturschutzbiologische Erkenntnisse zu lettischen Nationalparks

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Unsere Ziele waren einen Einblick in die Organisation der Naturschutzverwaltung und deren Kooperation mit der Bevölkerung zu gewinnen, ein Vergleich zu der in Deutschland bestehenden Problematik bei der Ausweisung und Erweiterung von Großschutzgebieten, ein besseres Verständnis gegenüber Planungsprozessen, eine soziologische und ökologische Untersuchung des Gauja Nationalparks und dem Biosphärenreservat Nord Vidzeme, sowie die Möglichkeit sich ein eigenständiges Bild über die Naturschutzbemühungen in einem anderen Staat zu machen. Eine weitere Vermutung war, dass der Naturschutz in Lettland zur Tourismusförderung dient und bei der Bevölkerung einen höheren Stellenwert hat als im dicht besiedelten Deutschland, wo Naturschutz oft als Bedrohung und Einschränkung der wirtschaftlichen Möglichkeiten wahrgenommen wird.

Lettland ist ein Land, indem die Chance auf einen effektiven Naturschutz aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte noch gegeben ist. Leider nimmt ein Großteil der lettischen Bevölkerung diese Chance nicht wahr. Viele besuchen den Nationalpark ausschließlich, da sie Fotos machen wollen oder diesen einfach schön finden, jedoch nicht, weil sie sich für die Natur und deren Schutz interessieren. Nach unseren Erkenntnissen verhalten sich viele Besucher des Nationalparks unverantwortlich gegenüber der Natur und den Tieren. So haben wir Müll im Wald gefunden. Geschockt waren wir als wir gesehen haben wie lettische Besucher abseits der Wege Pilze mitten im Nationalpark gesammelt haben. Weiterhin waren viele Felsen, zum Beispiel die Gutmannshöhle oder der Adlerfelsen, von Eingravierungen übersät, was auch zeigt, dass sich die Besucher nicht nur auf den vorgeschriebenen Wegen aufhalten. Dies ist auch ein Indiz für das mangelnde Verständnis der Naturschutzidee.

Enttäuscht waren wir zudem von der Regierung, dass diese Schnellstraßen mitten durch den Gauja-Nationalpark bauen lässt, schließlich stellt ein Nationalpark den größten Umweltschutz von einem Staat ausgehend dar. Verglichen mit deutschen Nationalparks sind die Kernzonen recht klein gehalten, was der Nationalparkphilosophie widerspricht. Weiterhin ist verwunderlich, dass diese Kernzonen nicht an der Gauja liegen, welche namensgebend für den Gauja-Nationalpark ist. Das Betreten der Kernzonen ist Besuchern, wie auch in Deutschland, nicht gestattet. Zudem schlossen wir aus der Tatsache, dass die einzelnen Attraktionen nicht über Wanderwege verbunden sind, dass der Nationalpark mehr auf "Autotourismus", als auf Wanderungen ausgelegt ist.

Diese Unterordnung des Wanderns fanden wir sehr schade, da wir gerne den Weg von Attraktion zu Attraktion zu Fuß zurück gelegt hätten, statt jedes Mal unseren gemieteten Kleinbus zu benutzen. Außerdem ist dieser Nationalpark sehr auf Kanufahrten auf der Gauja ausgelegt. Jedoch ist es in Lettland nicht möglich das gesamte Jahr über Kanu zu fahren.

$$ NATIONALPARK WIRD VON SCHüLERINNEN NICHT GENUTZT!





Förderung

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    Bildquelle: Ungern-Sternberg & Eichenauer 2008, Titelbild. Hertie Stiftung


Für diese Studienfahrt wurden wir von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung finanziell unterstützt. Ziel des Förderprogramms der Stiftung ist es, den Schülerinnen und Schülern eine gelungene Studienfahrt zu ermöglichen, bei der gemeinsam neue Lernorte erlebt werden. Dabei hat die Hertie-Stiftung insbesondere Fahrten ins Ausland im Blick, da hier Grenzen überwunden werden können und interkulturelle Erziehung verbessert wird.
In diesem Jahr Fördert die Stiftung Reisen nach Mitteleuropa. Hiermit meint die Stiftung insbesondere die neuen EU-Mitglieder und einige weitere Länder, die Erdkundelehrer bereits Osteuropa zuordnen. Die Förderung hat uns eine effizientere und erlebnisreichere Studienfahrt ermöglicht, da eine ausgiebige Besichtigung des Gauja-Nationalparks ohne den gemieteten Kleinbus nicht durchführbar gewesen wäre.
Wir haben uns neben den bereits geplanten touristischen Zielen (Riga) und der Natur (Nationalpark) weiteren Auseinandersetzungsmöglichkeiten zugewandt: So war zum Beispiel der Kontakt mit lettischen Schülerinnen in unserem Alter sehr aufschlussreich und interessant.
Diese besuchen das Pargaujas-Gymnasium in Valmiera. Ihr Deutsch ist völlig ausreichend um mit ihnen zu kommunizieren, sowohl über Privates als auch über das Leben im Nationalpark. Neben einem Besuch im Unterricht haben wir eine gemeinsame Wanderung durch den Gauja-Nationalpark unternommen. Durch diesen Kontakt hatten wir die Möglichkeit einen Einblick über die Einstellung lettischer Jugendlicher zum Nationalpark und zu anderen Themen wie Lettlands Verhältnis zu Russland und dessen Auffassung des Georgien-Konflikts zu erhalten.
Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung für die finanzielle Unterstützung unserer Studienfahrt bedanken.







Schlußbetrachtung

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 Das Team voller neuer Erfahrungen und Eindrücke,
 Bildquelle: Team Lettland 2008. Das Team an den Sietiniezis
Nach elf Tagen in Lettland sind wir voller neuer Erfahrungen und Eindrücke nach Deutschland zurückgekehrt. Durch Kontakt zu lettischen Schülern hatten wir, neben den üblichen Touristensehenswürdigkeiten, zusätzlich die Möglichkeit einen Einblick in den lettischen Alttag zu erhalten. Besonders interessant war es für uns ein so außergewöhnliches Reiseziel zu besuchen. Neben vielen positiven haben wir auch einige negative Erinnerungen gesammelt. Vor allem die Erfahrungen, die unsere Bekannten gemacht hatten, die schon in Lettland waren, konnten wir nicht teilen. Die Lebenshaltungskosten sind aufgrund der Inflation, welche durch den EU-Beitritt kam, nicht mehr so niedrig (dies ist uns vor allem bei den Lebensmittel aufgefallen). Auch nur sehr wenige Letten, die wir getroffen haben (ausgenommen natürlich die Schüler, welche Englisch und Deutsch lernen), hatten gute Englisch- und/oder Deutschkenntnisse.
 Lettland nach der Kaukasuskrise Bildquelle: Team Lettland 2008. Bush und Putin
Auch nicht alle waren so freundlich wie erwartet (Kassiererinnen an der Supermarktkasse nennen lediglich die Preissumme). In der Schule wurden wir hingegen sehr herzlich aufgenommen. Die Schülerinnen haben sich gemeinsam mit ihrer Lehrerin im Vorfeld unseres Besuches sehr viele Gedanken gemacht. Beispielsweise haben sie uns für zwei Tage ein Programm aufgestellt und Referate über Lettland präsentiert (siehe auch: Präsentation der lettischen Schülerinnen). Außerdem haben wir auch außerhalb der Schule etwas mit einzelnen Schülerinnen unternommen und heute noch Kontakt zu einer Schülerin. Was uns bezüglich der Schule besonders überrascht hat, ist dass es viele Schüler aus ländlichen Gegenden gibt, die die Woche über getrennt von der Familie alleine in einer Stadt leben um dort zu Schule gehen zu können. Außerdem kann man in Lettland die letzte Klasse nicht wiederholen. Sollte man das Abitur nicht besehen, muss man alleine lernen und kann im nächsten Jahr die Prüfung wiederholen. Was uns aufgefallen ist, ist dass die lettische Jugend sowohl auf lettische Tradition als auch auf lettische moderne Bands stolz ist, die bei uns nicht bekannt sind (beispielsweise Brain Storm).
 Schönstes Herbstwetter an der Gauja, Bildquelle: Team Lettland 2008. Gauja in Valmiera
überrascht waren wir auch davon, dass internationale Filme für das Kino auf Lettisch übersetzt werden (wir hatten erwartet, dass aufgrund der niedrigen Einwohnerzahl sie lediglich einen lettischen Untertitel erhalten). Positiv überrascht waren wir von dem außergewöhnlich guten Wetter (überwiegend Sonnenschein und nur gelegentlich Nieselregen). Eine weitere Interessante Erfahrung war es, absolut nichts zu verstehen und lediglich mit Wörterbuch die Aufschrift auf Lebensmitteln dürftig zu entziffern. Diesbezüglich ist uns (für unseren Geschmack negativ) aufgefallen, dass in fast allen Lebensmitteln Kümmel versteckt ist. Eine nette Tradition haben wir in Riga beobachtet. Trifft sich ein Mann mit einer Frau, bringt er ihr einen kleinen (wirklich kleinen) Strauß Blumen mit. Daher gibt es in der Stadt auch an jeder Ecke einen Blumenstand. Riga hat außerdem eine sehr schön kleine saubere Altstadt, die man leicht zu Fuß erkunden und man nur gegen Gebühr mit dem Auto befahren kann. Daher sieht man im Altstadtkern nur sehr große moderne Autos. Allgemein waren wir über den teils großen materiellen Besitz (z.B. Autos) vor allem in der Hauptstadt überrascht. Des Weiteren verfügt die Hauptstadt über ein gutes Verkehrsnetz.
 Moderne Brücke in Riga, Bildquelle: Team Lettland 2008. Moderne Brücke in Riga
Damit dass wir in Riga vor Läden bei uns bekannter Ketten wie beispielsweise P&C oder New York stehen, hätten wir nicht gerechnet. Auch das gute Preisleistungsverhältnis in unserem Hostel hat uns positiv überrascht. Auf unserem Weg in den Nationalpark ist uns aufgefallen, dass es außer der Hauptstadt kaum große Städte, dafür aber sehr viele Kleinstädte gibt. Im Nationalpark angekommen, hat sich unsere Befürchtung, dass es kaum öffentliche Verkehrsmittel gibt bestätigt. Genau genommen gibt es nur in den größeren Städte Busverbindungen und eine Bahnstrecke auf der zweimal am Tag ein Zug fährt. Daher waren wir sehr erleichtert, dass wir nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen waren, sondern einen Kleinbus gemietet hatten.
 Schülerarbeiten:
 Eine von vielen Assoziationen
 zu Deutschland,
 aufgehängt im Treppenhaus,
 Bildquelle: Team Lettland 2008. Assoziation zu Deutschland
Bei unseren zahlreichen Besuchen des Nationalparks oder besser gesagt den "Touristenstandorten" (siehe auch Visitor Center), ist uns bewusst geworden, dass es in der lettischen Bevölkerung kein großes Bewusstsein für den Naturschutz gibt. Die meisten besuchen den Nationalpark, weil die Natur schön ist und um Fotos von sich mit Naturhintergrund zu machen. Die Auffassung und Behandlung der Einheimischen bezüglich des Nationalparks hat uns daher sehr enttäuscht. Sehr gut gefallen hat uns allerdings die idyllische Landschaft rund um die Gauja.
Jedoch hatte man nichts zwangsläufig das Gefühl im Nationalpark zu sein, da sich viele Teile nicht groß von dem uns bekannten Taunus unterscheiden. Außer uns waren nur sehr wenige andere Besucher unterwegs, was jedoch wahrscheinlich mit der Jahreszeit (September/Oktober) zusammenhängt. Was uns zusätzlich aufgefallen ist, ist dass Reiseführer oder Flyer teilweise mehr versprechen, als wirklich zu bewundern ist.
In einem Gespräch mit einer Lehrerin wurde uns berichtet, dass die Letten ein sehr ruhig bedachtes und stolzes Volk sind. Sie war sehr überrascht das wir Deutschen nicht stolz auf das deutsche Volk sind, ihrer Meinung nach haben viele Völker in der Vergangenheit Fehler gemacht und sind heute stolz auf ihr Land. Was uns sehr enttäuscht hat, war dass lettische Schüler immer noch Hitler mit Deutschland assoziieren. Unserer Meinung nach genug Grund um nicht stolz auf das eigene Land zu sein. Alles in allem hat uns die Studienfahrt nach Lettland aber allen sehr gut gefallen und wir sind froh uns für dieses außergewöhnliche Ziel entschieden zu haben. Die Erfahrungen, die wir dort gesammelt haben, wollen wir heute nicht mehr missen. Hiermit bedanken wir uns bei allen, die uns dies ermöglicht haben.







Quellen

Bauermeister, Christiane et al. (2007): Baltikum - Litauen, Lettland, Estland. - 1. Aufl., ISBN: 978-3-7701-7649-6, Dumont Verlag, Ostfildern.
Ungern-Sternberg, Armin & Eichenauer, Erna (2008): Neue Ziele für Ihren Unterricht, Flyer zur Förderung von Studienfahrten nach Mitteleuropa.- Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Grüneburgweg 105, 60323 Frankfurt.
Gerberding, Eva; Gulens, Ilze; Kuhn, Eva (2002): Baltikum - Ltauen, Lettland, Estland.- 450 S., 5. Aufl., ISBN 3-7701-3368-4, Dumont Reiseverlag, Köln.
Hamel, Christine (2007): Baltikum - Estland, Lettland, Litauen - ADAC-Reiseführer plus.- 1. Aufl., 144 S., ISBN: 978-89905-533-7, ADAC-Verlag, München.
Könnecke, Jochen und Rubzov, Vladislav (2005): Lettland.- ISBN: 3-7701-6386-9, DuMont Reiseverlag, Ostfildern.
Könnecke, Jochen und Rubzov, Vladislav (2006): Lettland.- 2. Aufl., ISBN: 3-7701-6386-9, DuMont Reiseverlag, Ostfildern.
Marenbach, Claudia (200X): Baltische Länder- Lettland- Litauen- Estland.- ISBN: 3-89953-113-2, Michael- Müller-Verlag.
Miesniece, I. (1988): Wörterbuch Deutsch-Lettisch; Lettisch- Deutsch. - ISBN: 5-405-01434-6
National Gauja Besucherzentrum (2007): Nationalpark Gauja - Flyer DE.- National Gauja Besucherzentrum, Sigulda, Baznicas straße 3, LV - 2150, Tel.: +371 7971345, www.gnp.gov.lv
National Gauja Besucherzentrum (2007): Nationalpark Gauja - Faltblatt auf Deutsch.- National Gauja Besucherzentrum, Sigulda, Baznicas straße 3, LV - 2150, Tel.: +371 7971345, www.gnp.gov.lv
Pargaujas Gimnazija, Valmieras(2006): Schülerpräsentation.
Team Lettland (2008): Schülergruppe des Gymnasiums Oberursel, Zeppelinstr. 24, 61440 Oberursel, Deutschland.
Vjatere, Larisa (2005): Wörterbuch Deutsch-Lettisch; Lettisch- Deutsch. - ISBN: 9984-757-50-1
Williams, Nicola et al.(2006): Estland, Lettland und Litauen.- 1. Aufl., lonely planet publications, ISBN: 978-3-8297-1565-2.


Letzte Änderung am 13.11.2008
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